Warum die Schaffung eines „Sprachmuseums“ von öffentlichem Interesse ist.

 

Sprache rückt immer mehr ins Zentrum des öffentlichen Interesses. Das hat mehrere Gründe. Zum einen wird heute einfach grundsätzlich viel mehr sprachlich kommuniziert. Aus zweieinhalb Milliarden Menschen im Jahre 1950 sind mittlerweile gut über sieben Milliarden geworden. Und auch wenn die Zahl von 6000 bis 7000 existierenden Sprachen am Schrumpfen ist, weil jährlich dutzende Sprachen sterben, wächst das Problem der Verständigung schon aufgrund des zusammenwachsenden globalen Wirtschaftsraums.

 

Laut einer Analyse der University of Arizona, die zwischen 1998 und 2004 entstand, geben Menschen durchschnittlich 16.000 Wörter am Tag von sich. Vergleicht man dies mit früheren Untersuchungen, dann werden heute auf der Welt täglich 72.000 Milliarden Wörter mehr gesprochen als 1950. Selbst wenn man kulturelle Unterschiede berücksichtigt, ist dieses Mengenwachstum riesig. Dies bliebe vergleichsweise folgenlos, wären nicht die vielen neuen medialen Kanäle, auf denen sich all diese Wörter manifestieren. Dazu erfolgt in vielen Teilen der Welt mehr Austausch durch Migration und persönliche Mobilität. Das globale Anwachsen der Wanderungsbewegungen schafft überall neue sprachliche Notwendigkeiten.

 

In der EU existieren gegenwärtig 24 Amts- und Arbeitssprachen – Unverständlichkeit durch wachsende Komplexität ist ein dringendes aktuelles Thema. Das öffentliche Interesse an der deutschen Sprache hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. In teilweise lebhaften Diskussionen wird über den Einfluss des Englischen, über den Verfall oder die Verarmung des Deutschen, über den Verlust an internationaler Geltung der deutschen Sprache diskutiert. In unterschiedlichen Feldern der Gesellschaft tauchen immer häufiger neue Formen von Sprache und dem Umgang mit ihr auf. Die Vermutung liegt nahe, dass sich unsere Nutzung von Sprache in den kommenden Jahren drastisch verändern wird. Vor allem die Veränderungen des sozialen Verhaltens in Kombination mit neuen technischen Möglichkeiten werden unseren Umgang mit dem Sprechen fundamental wandeln. Weil Gesprochenes und Geschriebenes immer mehr miteinander verschmilzt, werden künftig auch Big-Data-Technologien bei der Verständigung eine große Rolle spielen.

 

Die wachsende Bedeutung der Sprache ist unübersehbar: Immer mehr Menschen auf der Welt müssen immer mehr miteinander kommunizieren. Dabei bedienen sie sich zwar einer immer geringeren Zahl von einzelnen Sprachen, diese aber werden in atemberaubendem Tempo komplexer, vielschichtiger, kleinteiliger, spezieller und umfangreicher. Könnte es sein, dass 2050, wenn wir mit neun Milliarden Menschen den Höhepunkt an Dichte und Bevölkerung erreicht haben, die Kommunikation untereinander zum größten aller Probleme wird? Die wissenschaftliche Vorstellungskraft der Sprachforscher wird hier auf eine harte Probe gestellt, sie dürften in den kommenden Jahrzehnten in aufregenden Zeiten leben.

 

Vor diesem Hintergrund erscheint es plausibel, den ersten Schritt zu tun, ein „Haus der Sprache“ zu schaffen, ein „Sprachmuseum“ in bestem Sinne. Denn um zu wissen, wo wir hingehen, sollten wir wissen, wo wir herkommen – das gilt auch und im Besonderen für die Sprache. Darum ist die Schaffung eines „Sprachmuseums“ von außerordentlichem öffentlichen Interesse.

 

Daran glauben wir. 

Das SprachLust-Team.

Das KunstBox-Team.

Und hoffentlich noch viele weitere Menschen.

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