„SprachLust“ – so heisst das Konzept zur Errichtung des weltweit ersten Erlebnismuseums für Sprache und Dialekt. Im Fokus dieses Ansinnens steht das zielorientierte Vermitteln von sprachwissenschaftlichen Themen sowie die Bewusstseinsbildung für regionale Sprache und Dialekte für eine breite Öffentlichkeit. Das Projekt „SprachLust“ soll einen wesentlichen Beitrag zur Positionierung Salzburgs als beispielhaften Sprach- und Kulturraum liefern und einen neuen Impuls geben zur Öffentlichkeitsarbeit im Bereich des Wissens- und Kultur-Tourismus, der von großer regionaler Bedeutung sein könnte.
Während es Museen für nahezu alle Themen gibt (naturwissenschaftliche, völkerkundliche, technische, kunst- und kulturgeschichtliche, historische usw.), ist ein solcher Ort der Vermittlung für das breite Feld der Sprache noch überfällig. Vielleicht ist eine solche Idee früher angesichts der Abstraktheit des Mediums Sprache nicht realisiert worden. Heute aber ist vieles durch aktuelle digitale Techniken sehr gut darstell- und vermittelbar. Das führt zu einer neuen Ausgangssituation und neuen Chancen.
Warum Sprache? Eine Frage, die im Laufe der Konzeptionsphase immer wieder aufgetaucht ist. Die Antworten sind vielfältig. Sprache ist ein lebensbegleitendes und lebenswichtiges Element. Sprache versetzt uns in die Lage, mit anderen zu kommunizieren. Sprache verleiht unseren Gedanken und Emotionen Ausdruck. Sprache ist etwas Lebendiges, das sich ständig weiterentwickelt. Sprache ist Zeugnis unserer Wertvorstellungen. Sprache ist Schlüssel zu einer globalisierten Gesellschaftsform. Sprache ist Teil unserer Identität, ein Stück Heimat. Die Liste der Antworten ließe sich noch unendlich fortsetzen.
Aber es gibt auch noch einen anderen Grund. Was Sprachwissenschaft macht, wie Sprache funktioniert und sich entwickelt, wie sie erworben wird, ist einer breiten Öffentlichkeit kaum bekannt. Diese Unscheinbarkeit führt vor allem dazu, dass all die hochinteressanten und spannenden Forschungen und Erkenntnisse dort bleiben, wo sie entstehen – in den Universitäten. Dabei sollte gerade die Sprache – die ja für die Menschheit ein lebensbegleitendes und für alle Aspekte lebenswichtiges Element darstellt – für eine breite Öffentlichkeit von hohem Interesse sein.
In diesem Sinne ist auch das Leistungsspektrum eines Sprachmuseums angelegt. Es soll Geschichte und Gegenwart der Sprache zeigen, Methoden und Geräte der Sprachforschung vorführen, das Publikum zu aktiver Beschäftigung mit sprachlichen Phänomenen einladen. Natürlich soll es auch die klassische (Museums)rolle der Wissensvermittlung spielen, in diesem Kontext auch aktuelle Sprach-Strömungen und Forschungsprojekte in temporären Ausstellungen und Vorträgen vorstellen. Und nicht zuletzt sollen die phonographischen Schätze des Landes – die sprachliche Identität – in ein interaktives Lautarchiv verwandelt werden, um die Besonderheiten von Sprache und Dialekt erlebbar zu machen.
Den Ausgangspunkt unserer Konzeption bildet das Identitätsgefühl in der Region, in dem das Museum seinen Platz finden soll. Identität ist das Resultat aus dem komplexen Zusammenspiel vieler Faktoren, vor allem aber jener der Sprache, die zu den besonders stark prägenden kulturellen Ausdrucksformen des Menschen gehört. In diesem Sinn initiieren wir ein Projekt, das sich an einer gesellschaftlichen Bruchlinie bewegt, nämlich an der Bedeutung der Sprache in einem zusammenwachsenden Europa. Es soll auch einen Diskurs anregen über die widersprüchlichen Interpretationen von Sprache wie Heimat, Fremde, Identität, Vielfalt.
Wir, ein Team aus Mitgliedern des Kulturvereins KunstBox, wollen dieses Sprachmuseum schaffen, wobei der Begriff Museum viel weiter zu fassen ist. Es soll ein „Haus der Sprache“ werden, ein Ort, der sich neben der retrospektiven Betrachtung der Sprachentwicklung vor allem als Ort der Begegnung, Forschung und des Experimentes etablieren soll, ein Ort, der Impulse und Erkenntnisse der Sprachforschung und -entwicklung für das Publikum angreifbar darstellen soll. Ein Museum, das seine Räumlichkeiten sowohl real als auch im Internet hat, ein Museum, das mehrere Disziplinen wie z.B. Künste und Wissenschaften durch die Sprache miteinander verwebt.
Das Konzept „SprachLust“ soll „Machbarkeitsstudie und Pilotprojekt“ für dieses langfristige und nachhaltige Ziel sein. Es geht dabei vor allem um die Fragen: Ist Sprache überhaupt ausstellungsfähig? Wie kann man so ein „Heimatmuseum“ der ganz anderen Art in eine Stadt, in eine Region implementieren? Die Expertise der Sprachwissenschaften ist hier ebenso gefragt wie Wissen um Museumskonzeption und Kunst, der Inszenierung und der interaktiven Medienkunst. In diesen entscheidenden Bereichen ist es uns gelungen, Partnerschaften aufzubauen. Mit der Paris-Lodron-Universität Salzburg, der Fachhochschule Salzburg in Puch-Urstein und dem Institut für Kulturkonzepte in Wien. Unser besonderer Dank gilt an dieser Stelle Prof. Dr. Hannes Scheutz und Prof. Mag. Dr. phil. Gerhard Blechinger, die durch ihre fachliche Expertise diese Machbarkeitsstudie überhaupt erst möglich gemacht haben.
Zudem haben uns unzählige Expertinnen und Experten bei der Konzeption dieses Projektes geholfen: MSc Marius Schebella, Karin Wolf, Gerda Fundneider, Dr. Andreas Binder, Dorit Ehlers, Simonetta Ferfoglia, Thomas Felfer, Dr. Renate Goebl, Mag. Dr. Friedrich Neubarth, Mag. Günther Oberhollenzer, Dr. Albrecht Plewnia, Mag. Claudia Schobel-Rohrmoser, Mag. Romy Sigl, Mag. Verena Sommerauer, Barbara Sommerer, Mag. Anita Thanhofer, Mag. Christian Waltl, Markus Schmitt-Fumian, Edi Jäger, Dr. Judith Kainhofer, Maria Köchler, Monika Großruck, Johanna Ratzenböck, Mag. Beda Percht, Mag. Hendrik Fellinger u.v.m.
Sie alle haben dazu beigetragen, eine Idee, eine Vision in eine begreifbare Form zu gießen, die „SprachLust“ heißt und ist. Dies soll den Grundstein legen für etwas, das in Kooperation zwischen Stadt, Region und Kulturverein Kunstbox ein in Österreich und Europa einzigartiges Projekt einleiten könnte – ein Sprachmuseum. Ein Projekt, in dem die sprachliche Vielfalt um uns herum so präsentiert wird, dass sie von den Besuchern als Bereicherung erlebt wird.
Leo und Verena Fellinger
Katharina Neumayr
Kulturverein Kunstbox