Der Stroop-Test in der Praxis

Sie sehen auf dieser Seite 2 Tafeln. Die erste Tafel enthält Silben ohne Bedeutung, die zweite enthält Farbbezeichnungen. Die Silben der Tafel 1 sind in unterschiedlichen Farben gedruckt. Ihre Aufgabe ist es, diese Farben jeweils zu benennen. Sprechen Sie die Farbnamen aller Silben laut aus und stoppen Sie mit einer Uhr die Zeit, die Sie dafür brauchen. 

Jetzt wenden Sie sich Tafel 2 zu. Hier sind bekannte Wörter (Farbbezeichnungen) in unterschiedlichen Farben gedruckt. Auch hier sollen Sie wiederum die Farben, in denen diese Wörter gedruckt sind, benennen. Sprechen Sie die Namen der Farben, aber nicht den Inhalt der geschriebenen Wörter laut aus und stoppen Sie die Zeit, die Sie dafür brauchen.

Wie lange haben Sie jetzt gebraucht? Welche Aufgabe war für Sie schwieriger zu lösen? Haben Sie für die zweite Aufgabe länger gebraucht als für die erste? 

 

Wenn ja, dann liegt es daran, dass das Lesen ein weitgehend automatisierter Prozess ist. Wenn wir das Lesen einmal beherrschen, läuft der Lesevorgang als routinisiertes Verfahren ab, das sich nicht unterdrücken lässt. Was mit dem kindlichen „Zusammenlauten“ von einzelnen Buchstaben beginnt, entwickelt sich sehr schnell zum Erkennen von Wortbausteinen, den Silben, und auch von ganzen Wörtern. Kurze Wörter, die wir häufig verwenden, erkennen wir am allerschnellsten. Unser Leseprozess ist so schnell, dass wir mit einem Blick von nur 250 Millisekunden Dauer bis zu 15 Buchstaben auf einmal verarbeiten können! 

 

Die Farbnamen aus der zweiten Aufgabe gehören in ihrer geschriebenen Form zu den Wörtern, die wir auf einen Blick erkennen. Wenn wir aufgefordert werden, entgegen unserem spontanen Impuls diese Wörter nicht zu lesen, sondern „nur“ die Farben zu benennen, kommt uns die automatisierte Wortform-Erkennung in die Quere. Üben Sie also weiter: Der Stroop-Test trainiert (vielleicht) die Fähigkeit, einen Impuls zu unterdrücken...

 

Eine andere Variante des Tests gibt es auch auf Video:

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